Spiele ums Essen und Trinken haben eines gemeinsam: Sie sind allesamt etwas albern. Diesem Gesetz folgt auch Safranito. Um exotische Speisen zu kochen, bedarf es exotischer Gewürze. Solche exotischen Gewürze werden nicht einfach für ein paar Rubel gekauft, sie werden vielmehr auf exotische Weise erschnippst.

So ähnelt der äußerst stabile Spielplan auch einem Carrombrett aus Pappe. Geschnippst wird mit Pokerjetons. Nach je drei oder vier Versuchen wird ausgewertet. Die Regeln erinnern dabei ans Eisstockschießen, Curling oder auch ans Boule. Ziel ist es aber nicht, möglichst nah an ein Ziel zu kommen, sondern bestimmte Gewürzfelder zu treffen. Denn als Belohnung dürfen dann Gewürze gekauft werden. Mit diesen werden dann wiederum Gerichte gekocht. Wer zuerst drei vorgegebene Gerichte kochen konnte, ist Sieger.

Bild von Safranito
Von der ersten Spielsekunde an überzeugen das Material und die Gestaltung von Safranito. Die grafische Gestaltung lässt einem das Wasser im Mund zusammenlaufen, die Pokerjetons liegen perfekt in der Hand, und die Bande des Spielbretts macht ihren Namen alle Ehre. Mit ein wenig Übung lassen sich die Chips präzise kontrollieren. Das Schnippsen geht flott von der Hand.

Unterbrochen wird die lustige Schnippserei aber immer wieder durch eine längliche Auswertungsprozedur, in der Gewürze ge- und verkauft werden. Auch nach mehrmaligem Spielen sind mir die Details dieser Phase immer noch nicht ganz klar geworden. Ist aber auch egal, im wesentlichen werden Gewürze mit Geld bezahlt, und wer knapp bei Kasse ist, muss eben ein paar Gewürze wieder verscherbeln. Spieltechnisch hippelt man halt ein wenig auf dem Stuhl herum, bis es wieder heißt: Schnipp Schnipp! Ernsthafte Kritiker rümpfen an dieser Stelle natürlich ihre feinen Riecher, denn Safranito ist mit Regeln überfrachtet und wirkt dadurch nicht perfekt abgeschmeckt. Meine Antwort darauf lautet: Egal, dafür ist es pflichtgemäß albern und macht einfach einen Höllenspaß!

A propos feine Riecher: Einige der vorgebenen Kochaufträge erfordern sehr exotische, ja fast schon bizarre Gewürzkombinationen. Meine Tests bei Google brachten aber immer passende Rezepte, die wirklich lecker klingen. Wie wäre es mit: „Knusprigen Wachteln mit Cashew-Minze, Chili und Zimt“ oder vielleicht einem „Reis mit Auberginencurry, Safran und Kardamom?“ – Curry? Ja, Curry ist auch ein Gewürz bei Safranito. Leute, die es genau nehmen, wissen natürlich, dass Curry kein eigenständiges Gewürz sondern nur ein Oberbegriff für Gewürzmischungen ist. Inder sagen Masala dazu, [cref wie-ich-die-welt-sehe-neue-welten Elfen machen da aber keinen Unterschied]. Nun ist Masala auch auf jedem indischen Markt neben Kardamom, Zimt usw. in verschiedensten Sorten erhältlich, als eigenständige Kochzutat ist Curry also durchaus plausibel.

Ein Blick in die englische Version der Anleitung bringt dann aber wieder alle Nasen zum zittern. Denn die Story ist nur auf deutsch pflichtgemäß albern:

Was wäre die weltberühmte indische Küche ohne ihre exotischen Gewürze! In Mumbai aber sind die Gewürzpreise explodiert. Alle Köche sind in heller Aufregung. Da hilft nur noch ein Besuch bei Rajive auf dem Schwarzmarkt. Rajive hat seine Seele dem Spiel verschrieben. Statt langwierig zu feilschen, wechseln die ersehnten Gewürze bei einem riskanten Spielchen ihren Besitzer. Gelingt der große Wurf, steht einem gelungenen mumbasischen Hähnchencurry an Mangochutney auf Safranreis nichts mehr im Wege.

Im Angelsächsischen wird aber ein ganz anderes Thema vorgegeben:

Rajive’s market booth is the great attraction in town. Top chefs from all over the country jostle for his spices, creating new spice blends and thus setting the latest gourmet trend. The haggling follows a special ritual: they throw roasted bread chips skillfully into spice bowls with a flick of the wrist. In doing so, with great pleasure they also shoot off chips of unwelcome competitors. But not until the chefs have revealed their offers, the chips show their true nature. Who will taste victory with respect to the coveted spices? Happy is the one who has been able to use clever tactics…

Bild von 1 von 3 Gewürzhändlern
Prädikat
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1 von 3 Gewürzhändlern

New spice blends mit Curry? Ist das dann eine Hedgemischung oder wie soll ich mir diese Misch-Mischung vorstellen? – Ach so, es ging ja ums Essen und Trinken, da muss alles möglichst albern sein.

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