Spiel ’10: Vorschau Teil 3

Mit Lego und Amigo können wir die Neuheiten von zwei weiteren Verlagen in diesem Teil der Messevorschau vorstellen. Bei ersterem Verlag handelt es sich um eine Beschreibung des Konzepts, das sich auf die mir bekannten Spiele erstreckt. Unter den Amigo-Spielen sind nicht nur Neuheiten, sondern auch alte Bekannte im neuen Gewand: In der Wizard-Welt angesiedelt wurde ansonsten regeltechnisch unverändert Die sieben Siegel als Wizard Extreme. Aktuell reichte es bei uns für einen Test mit dem neuen Material noch nicht. Immerhin spielten wir erst kürzlich begeistert das Original, das immer noch eine Empfehlung wert ist. Die Bohnanza-Version „fun and easy“ hingegen testeten wir und spendieren daher in dieser Übersicht einen eigenen Abschnitt.

Als Abschluss unserer Vorberichterstattung gibt es hier eine kleine Übersicht, von welchen Verlage wir in unseren Vorschauen bereits das eine oder andere Spiel betrachtet haben. Ab Donnerstag berichten wir „live“ von der Messe.

Bild der Verlagsstandorte

Über folgende Spiele können Sie in diesem Artikel erste Einschätzungen lesen:

Bild von Bauer sucht Frau
Bauer sucht Frau von Uwe Rosenberg bei Amigo für 3 bis 6 Spieler:

Was die einschlägigen Sendungen im TV angeht, so laufe ich mit dicken Balken vor den Augen durch die Welt. Die Existenz des Formates „Bauer sucht Frau“ blieb mir daher bis zum Erscheinen des Kartenspiels zur Serie verborgen. Zu gängigen Klischees gilt es für die Spieler, sich gegenseitig einzuschätzen. Aus vier vorgegebenen Aussagen sucht sich jeder verdeckt eine aus, die auf ihn selbst zutrifft. Zum Beispiel könnte die Auswahl lauten: „Da ich eine Frau bin, …/Wäre ich eine Frau, … würde ich, um meinem Partner eine Freude zu machen, … A ihn nicht mit meinen Problemen belästigen, B ein schönes neues Dirndl kaufen, C die Abseitsregel beim Fußball lernen, D Alphorn spielen lernen.

Jeweils zwei Spieler tippen nun – wieder verdeckt – , was der jeweils andere ausgewählt hat. Haben beide richtig gelegen, tauschen sie kleine, punkteträchtige Herzchen-Chips aus, und die Runde endet. Stimmt nur einer oder gar kein Tipp, übt sich das nächste Paar im Tippen. Einschätzspiele können wirklich lustig sein. Ein Beispiel, das mich seinerzeit positiv überrascht hatte, war Wir sind schwanger derselben Autoren-Verlags-Kombination. Doch es kann nicht immer klappen. Der Bauer möge seine Frau bitte woanders suchen. Nicht jedoch mit dem Dreschen übelster Klischees an meinem Spieletisch.

Kathrin Nos

Bild von Stichmeister
Stichmeister von Friedemann Friese bei Amigo für 3 bis 5 Spieler:

Stichspiele kennen wir. Jeder legt eine Karte, der mit der höchsten Karte erhält den Stich und spielt zum nächsten Stich an. Stichspiele mit sich verändernden Trumpffarben oder -zahlen kennen wir auch. Ebenso unterschiedliche Wertigkeiten von Karten. Alles kommt zusammen bei Stichmeister. Das gibt keine Empfehlung für den Innovationspreis. Geht deshalb mein Daumen runter? Weit gefehlt: Wir werden hier gepflegt unterhalten! Stichmeister bietet soliden Spielspaß, der von den interessanten und vor allem abwechslungsreichen Kombinationen der Regeln lebt und dadurch auch über längere Zeit hinweg Spannung verspricht. Nach mittlerweile vier Partien ist der Reiz jedenfalls noch längst nicht verflogen. Einzig der Hinweis, für bestimmte Sonderfälle beim Zusammenspiel verschiedener Regelkarten die Verlagshomepage zu konsultieren, schlug noch fehl. Entweder ich habe es einfach nicht gefunden (Startpunkt: Produktseite von Stichmeister), oder der Verlag stellt die entsprechenden Inhalte erst später online.

Kathrin Nos

Bild von Friesematenten
Friesematenten von Friedemann Friese bei Amigo für 2 bis 4 Spieler:

Schon ein Dutzend Jahre auf dem Buckel hat das Original von 2F-Spiele. Ich selbst kenne es nur von den immer mal wiederkehrenden Tauschanfragen in einschlägigen Foren oder auf Kleinanzeigenseiten. Denn in der 1998 erschienenen Kleinverlagsversion kaufte man eine zufällige Zusammensetzung an Karten. Das ändert sich mit der Neuauflage von Amigo. Hier erhält jede Spielrunde dieselbe Startkollektion zum Aufbau des mächtigsten Wirtschaftsimperiums. Fabriken führen zu mehr Einnahmen, die bei der Ersteigerung von weiteren Karten gute Dienste leisten. Für die Siegpunkte sorgen vor allem Statussymbole, und durcheinander gewirbelt wird das Ganze durch Aktions- und Einflusskarten. Wer es schafft, die meisten, aber mindestens 40 Siegpunkte zu sammeln, gewinnt das Spiel.

Zu Beginn scheint die Rechnung noch recht einfach zu sein. Doch schon bald bringen die Karten ihren zukünftigen Besitzern womöglich massiv unterschiedliche Begünstigungen. Denn was hilft mir eine Karte, die den Siegpunktwert der Fabriken erhöht, wenn ich noch kaum welche besitze?! Recht heftig sind die Aktionskarten. Wer in der letzten Runde mal eben 10 Siegpunkte bei einem anderen Spielern zerstören kann, hält womöglich dem lachenden Dritten den Steigbügel in den Sattel des Spielsieges. Friesematenten lebt von den Kombinationen, den witzigen Grafiken und natürlich vom Chaos und der Unberechenbarkeit. Kann man mögen, muss es aber nicht.

Kathrin Nos

Bild von Bohnanza
Bohnanza fun and easy von Uwe Rosenberg für 3 bis 5 Spieler:

Um einige Regeldetails gekürzt und ein zusätzliches Handelselement erweitert versucht Bohnanza seinen Erfolg noch auszuweiten. Jeder hat von Anfang an drei Bohnenfelder, und zum Handel stehen drei zusätzliche Karten in der Mitte zur Verfügung. Das Spiel wird so deutlich beschleunigt, doch leider fehlen viele Zwänge, die das Original so reizvoll gestalten. Das Anbauen langer Bohnenreihen fiel uns nicht die Bohne schwer. Hier wurde wohl ein Tick zu viel wegrationalisiert. Und ich mag „old fashioned“ sein, aber die neuen Grafiken zünden bei mir nicht. Die Hard Rock Gartenbohne („Nur die Harten kommen in den Garten“) habe ich – vielleicht! – verstanden, doch die einfacher gestrickten Bohnen der Originalausgabe liegen mir einfach mehr. Easy is not always fun.

Kathrin Nos


Bild von Lego
Unseren treuen Lesern sind Spiele von Lego schon zwei Mal bei uns auf Das-SpielEn.de begegnet. In Essen 2009 spielten wir Ramses Pyramid und schilderten unseren Erst- und Letzteindruck. In Nürnberg auf der Spielwarenmesse 2010 besuchte ich den Stand von Lego und befand: „Mir scheint, unseren Erfahrungen aus Essen wird auch in näherer Zukunft nicht viel hinzuzufügen sein.“ Mit solch prophetischen Fähigkeiten sollte ich beginnen Lotto zu spielen. Denn nach dem Test der aktuellen vier Neuheiten Atlantis Treasure, Harry Potter „Hogwarts“, Meteor Strike und Orient Bazaar könnte ich das tatsächlich so stehenlassen.

Doch ein paar Details will ich unseren Lesern nicht vorenthalten. Der Spaß bei den Legospielen ist definitiv der Aufbau. Aus meist mehreren hundert Bauteilen entsteht erst einmal die Landschaft oder der Spielaufbau. Ein wenig an IKEA fühlte ich mich jeweils erinnert, denn um das Spiel hinterher auch spielen zu können, muss freilich die Anleitung genau befolgt werden. Platz für Kreativität bleibt da nicht. Die Spiele sind für alle vier Titel ziemlich einfach zusammen zu fassen: Würfeln, Aktion oder Bewegung, Nächster. Bis halt irgendwer gewonnen hat.

Am interessantesten gestaltete sich noch das Harry Potter Spiel, bei dem die Zaubererschule Hogwarts mit seinen sich bewegenden Treppen im Mittelpunkt steht. Durch Verschieben der Räume mit ihren Gängen bewegen sich die Spieler durchs Schloss. Da sich jede Figur aber nur um ein Feld pro Zug bewegen darf, können Sackgassen entstehen, die man nur mit Würfelglück wieder verlassen kann. Schade – aber knapp daneben ist auch vorbei.

Weitere verfahrene Spielsituationen ergaben sich beispielsweise bei Meteor Strike. Über eine Rampe werden Kugeln heruntergerollt, die durch das würfelgetriebene Umstecken der Hindernisse immer anders abgelenkt und so möglichst in den eigenen Zielbereich gekullert werden. Leider erlaubt das Material, die Rampe so zuzubauen, dass gar keine Kugeln mehr bis in den Zielbereich gelangen können. Es gewinnt dann, wer zuerst per passendem Würfelergebnis genügend viele Hindernisse des Gegners abreißen darf, um die Kugeln ins eigene Ziel zu lenken. Bis dahin mussten wir aber etliche ereignislose Würfelergebnisse abarbeiten.

Wie uns schon im vorigen Jahr beim Test von Ramses in Essen am Stand mitgeteilt wurde, gilt bei Lego das Motto „Strick dir deine Spielregel selbst“. Eine kleine Recherche im Lego-Forum ergab, dass viele der jungen Spieler die Lego Spiele auf ihrem Wunschzettel zu Weihnachten oder dem Kindergeburtstag haben. Die Regeln werden beispielsweise so geändert, dass häufiger mal jemand ganz von vorn anfangen muss. Änderungen der Würfelseiten führen dazu, dass man sich über böses Würfelpech ärgern darf oder alternativ besonders fies beim Gegner klauen oder zerstören darf. Sehr originell. Zu Zeiten meiner Kindheit brauchte man für solche Ideen allerdings noch kein Lego.

Kathrin Nos

Bild von Blütezeit
Dominion – Blütezeit von Donald X. Vaccarino für 2 bis 4 Spieler:

Als Abschluss unserer Messe-Vorschau darf ich noch ein Highlight vorstellen: Juhu, [cref dominion] Blütezeit ist bei uns eingetroffen! Nicht dass wir die Alchemisten schon in allen Feinheiten ausgelotet hätten – aufgrund „technischer“ Schwierigkeiten konnten wir eine Weile nur online in der BSW Dominion spielen, und dort sind bekanntlich nur je 5 Karten der Intrige, Seaside und Alchemisten implementiert. Auch der Plan, mit wirklich ALLEN Karten zufällige Sets auszulosen, wurde noch nicht verwirklicht. Aber damit können wir aufs Äußerste beruhigt nach Essen fahren: Selbst falls uns ein mittelmäßiger Jahrgang bevorstehen sollte, sehen wir dem gelassen entgegen. Schließlich haben wir dann mehr Zeit für Dominion!

Die Blütezeit bietet eine Reihe von Karten für mehr Geld. Die ebenfalls neu hinzugekommenen Kolonien (Kosten 11 für 10 Siegpunkte) werden nicht zuletzt auch durch die neuen Aktionskarten erschwinglich. Wer sich beim Umbau schon immer geärgert hatte, dass kein „Upgrade“ von Herzogtümern auf Provinzen möglich war, kauft halt nun den Ausbau, der eine Aufwertung einer Karte um 3 (statt wie beim Umbau 2) Geldeinheiten erlaubt, und kann so sogar die Provinzen noch in Kolonien ausbauen. Es gibt also eine Menge zu entdecken. Faszinierend: Die Erweiterung ist – wie schon die Vorgänger – so fein austariert, dass der Schwerpunkt auf einen bestimmten Aspekt, hier die Betonung der Geldkarten, gesetzt wird. Eine genauere Betrachtung wird garantiert im Rahmen einer Rezension erfolgen. Bisher haben wir die vorgeschlagenen Sets und wenige komplett aus Blütezeitkarten bestehenden, zufällig geloste Decks gespielt. Unseren bisherigen vielen, vielen Dominion-Partien werden zweifellos auch langfristig etliche weitere folgen.

Kathrin Nos

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