Spiele Verkaufen

Spiele sind wie Porzellan, langlebig, teuer und schwer wieder loszuwerden. Als wir noch als professionelle Spielejournalisten unterwegs waren, konnten wir das Lagerproblem irgendwie durch Tombolas, verschenken und einige Spenden im Zaum halten. Aber irgendwann gab es bei Verlosungen mehr Spiele als Losverkäufe, alle Kitas und Spieliotheken im Umfeld waren auf Jahrzehnte hinaus gesättigt, und die Einladungen netter Freunde, denen wir ein Filly Princess als Gastgeschenk mitbringen konnten, blieben aus unerfindlichen Gründen aus.

Dann kamen Corona und unsere Entscheidung, das Spiel nur noch als Hobby zu betreiben. Erstaunlicherweise steigt bei uns seitdem die Lust wieder, gewaltig in Spielegeschäften zu stöbern und öfters auch mal einen Blindkauf zu wagen. Entsprechend suchen ständig neue Spiele einen Platz in unseren Regalen. Alte Spiele müssen darum auch ausziehen.

Im Folgenden geht es um meine Erfahrungen mit dem Gelegenheitsverkauf von Spielen. Es geht nicht um das Thema „So werde ich reich durch den Verkauf von Spielen“. Diesen schon archivierten Beitrag können Sie gerne bei uns als Fotokopie gegen einen frankierten und mit Bitcoins gefüllten Rückumschlag bei uns schriftlich anfordern.

Systematisch verkaufen wir Spiele einmal im Jahr in Mannheim auf dem Flohmarkt von Mannheim Spielt, sowie auf dem Marktplatz von Boardgamegeek. Die aktuellen Angebote gibt es hier: https://boardgamegeek.com/market/user/PeterN?pageid=1.

Doch zunächst zum Flohmarkt. Spieleflohmärkte eignen sich wunderbar, um einigermaßen aktuelle und bekannte Spiele günstig zu verkaufen. Wir mussten feststellen, dass unbekannte oder alte Spiele so gut wie gar keine Nachfrage finden. Selbst Angebote für 1-2 Euro fanden keine Käufer. Was bleibt, ist der Aufwand und die Logistik, die Spiele anzuliefern und wieder abzuholen.

Ein Risiko besteht zudem darin, dass bei einem kurzen Flohmarktrundgang unerwartete Schnäppchen in den Weg springen und unverhofft drei oder vier äußerst günstige exotische Raritäten den Weg ins Spieleregal antreten. Es ist also sinnvoller, eher weniger Spiele anzubieten, die eine gute Chance haben Käufer zu finden und die 10 Kisten mit Spieleschrott – sorry: Geheimtipps – daheim zu lassen.

Die Preisgestaltung ist hingegen ziemlich einfach: „Was würde ich auf dem Flohmarkt dafür bezahlen? Wirklich, oder doch eher weniger? Welcher Preis wäre für mich als Verkäufer schmerzhaft günstig? Die Hälfte davon ist wahrscheinlich ein gutes Angebot“. Aus Käufersicht sind gebrauchte Spiele halt schon benutzt und gebraucht und sollten deutlich günstiger als der Neupreis sein. Als Verkäufer denkt man zwar eher: „Wir haben dies aber nur zweimal ausgepackt, das Spiel ist als quasi neu…“ Für Flohmärkte ist dies kein gutes Argument.

Eine andere Situation stellt sich beim Boardgamegeek-Markt dar. Spiele anzubieten ist erstmal umsonst, Angebote laufen beliebig lange, und das Einstellen dauert ca. 10 Sekunden. Die Preisfindung erleichtern andere aktuelle Angebote und die Preishistorie. Auch hier zeigt es sich aber, dass der Preis kein Kaufgrund sondern höchsten ein Zurückschreckgrund ist. Ich habe nicht den Eindruck, dass viele User nach günstigen Gelegenheiten suchen, sondern genau ein Spiel im Auge haben. Entsprechend oft wird auch nur ein Spiel gekauft. Es sind auch wirklich User, denn der Markt ist international, gefühlt verlassen 80% der Verkäufe Deutschland. Das macht zwar etwas mehr Arbeit, es ist aber auch spannend, wenn ein Spiel nach Hongkong geht, oder wenn ein Amerikaner glücklich ein „Wir sind Schwanger“ kauft, um seine Uwe Rosenberg Sammlung zu komplettieren.

Mit etwas Geduld gibt es für fast jedes Spiel irgendwann eine Nachfrage. Wenn innerhalb von 1-2 Stunden nach dem Angebot ein Spiel schon verkauft ist, war es wohl ein Schnäppchen. Unsere vermutlich teuersten Verkäufe waren bisher ein Hotel Life und Autoscooter – beides coole Spiele, die wir aber doch nie wieder ausgepackt hatten.

Die erste Frage beim Verkaufen ist meisten: Wie hoch sind die Versandkosten? Ich nutze eigentlich immer die online-Angebote von DHL. Preislich lohnen sich andere Anbieter kaum oder gar nicht, und unsere Post ist in zwei Minuten mit dem Fahrrad erreichbar. Praktisch ist es, den Paketschein schon daheim auszudrucken, bzw. bei nationalen Sendungen die Versandmarke nur per Handy vorzuzeigen.

Fast immer nehme ich Tracking & Versicherung hinzu. Die Versicherung bringt zwar nicht wirklich etwas, aber das Tracking ist allseits beliebt. Bei Laufzeiten von bis zu 3 Monaten ist es gut zu wissen, wo sich das Spiel gerade befindet. In manchen Ländern ist es wohl auch notwendig, irgendeine ID zu haben, um überhaupt ein Spiel beim Postamt abholen zu können. Ein Paket kam mal nach 6 Monaten aus Brasilien zurück, da der Käufer keine Tracking ID hatte. Beim zweiten Versuch hat es aber funktioniert.

Innerhalb von Deutschland gibt es weiterhin die Möglichkeit der Waren-/Büchersendung. Damit lassen sich die Versandkosten massiv reduzieren. Leider ist dies schon in Europa nicht mehr möglich.

In die Versandkosten rechne ich mittlerweile auch die Gebühren von Paypal mit ein. Paypal ist fast immer die einfachste Zahlungsoption, bei außereuropäischen Käufern sind die Gebühren aber über 3%, was den Erlös doch spürbar reduziert. Ach, ja auch Boardgamegeek nimmt gerne 3% Werbegebühr. 

Ausgesprochen einfach mache ich es mir meistens mit der Verpackung: Luftpolsterfolie oder Seidenpapier sowie Packpapier mit Extra abgekippten Ecken machten als Kombination bisher ganz selten Probleme. Dadurch ist es auch einfacher möglich unter der 2kg Grenze zu bleiben. Über 2kg wird es außerhalb von Deutschland nämlich arg teuer.

Der Aufwand pro versendetem Spiel an Kommunikation, Verpacken, Versenden beträgt somit etwa eine Stunde. Dafür gibt es aber wirklich schöne Erlebnisse und glückliche Spieleempfänger.

In Foren wie unknowns werfen wir manchmal einen Blick, machen aber selten aktiv Angebote. Bei eBay sind wir schon lange nicht mehr aktiv. Communities wie Boardgamegeek sind uns einfach sympathischer.

Ein Kommentar

  1. Da wäre noch der ganz normale Flohmarkt. Eher für Familien interessant die eh gefühlt 154 Bibi & TIna CD`s sowie Paw Patrol Kuscheltiere los werden wollen. Regel: ein Spiel darf nicht mehr als 5 Euro kosten – sonst ist mit sofortiger Ohnmacht potentieller Käufer zu rechnen. Preisgestaltung richtet sich fast ausschließlich nach Schachtelgröße. Englischsprachige Spiele verkauft man in etwa so gut wie gebrauchte Socken und man darf bei jedem zu verkaufenden Spiel gefühlt 20 bis 30 Minuten disskutieren. Vorteil: wenn weg, dann weg. Nichts verpacken und keine Fahrt zur Postfiliale. Sehr negativ: die Standgebühr wieder heraus zubekommen ist gleich die erste große Hürde. Aber wenn man dann am späten Nachmittag mit 1 bis 3 Umzugskartons weniger nach Hause kommt ist das schon ein verdammt gutes Gefühl.

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