Erstveröffentlichung im Januar 2010 in der Fairplay 90.
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Thema und Mechanik
24 Würfel in 4 Farben werden zufällig an die Spieler verteilt. Dann wird gleichzeitig um die Wette gewürfelt. Jede Zahl jeder Farbe darf einmal auf den gemeinsamen Spielplan in der Mitte gelegt werden. Doch dies muss aufsteigend geschehen. Damit entscheiden Glück und Geschwindigkeit, denn wer nach etwa 20 Sekunden zuerst alle Würfel ablegen konnte, gewinnt und bekommt einen Siegpunkt.
Die Spielregel verlangt, dass 12 Runden gespielt werden – ich muss zugeben, dass keine meiner Testrunden solange durchhalten wollte. Deshalb kann ich nicht mit Bestimmtheit beurteilen, ob das Spiel auch in den Runden 10, 11 oder 12 keine spannenden Wendungen nehmen wird.
Genauso kann ich nicht mit Sicherheit vorhersehen, ob auch morgen wieder die Sonne aufgehen wird. Alles deutet aber daraufhin.Optik und Haptik
Die Würfel sind aus schönem bunten und transparenten Kunstharz gegossen. Der Spielplan ist etwas grell und wenig ansehnlich. Die Plastikwürfelbecher sind Massenware. Fürs Zweipersonenspiel mit je zwölf Würfeln sind sie viel zu klein.
Vergleich zum Original und Kniffel
Die gute Nachricht: Mit KNIFFEL hat WÜRFEL-LIGRETTO reichlich wenig zu tun.
Allerdings kann KNIFFEL auch um die Wette gespielt werden: Jeder bekommt fünf Würfel und ein Kniffelblatt. Alle würfeln um die Wette. Sobald ein Spieler sein Blatt ausgefüllt hat, ruft er Stop. Die anderen dürfen ihren gerade begonnen Wurf noch werten, dann wird ausgewertet.
Oder man lege ein Wertungsblatt in die Mitte: Jede Kategorie darf nur von einem Spieler gewertet werden. Der Rest geschieht gleichzeitig. Beide Spielideen wären passendere Ansätze für ein Spiel namens WÜRFEL-LIGRETTO, auch wenn sie wieder an KNIFFEL erinnern würden.
Doch hier geht es ums WÜRFEL-LIGRETTO: Mit LIGRETTO hat das Wettwürfeln auch reichlich wenig zu tun. So ist LIGRETTO zwar ein hektisches Spiel, es gibt aber mit den persönlichen Ablagefeldern durchaus einige Einflussmöglichkeiten. Bei WÜRFEL-LIGRETTO gibt es keinen Einfluss aufs Spielgeschehen.Gesamteindruck
Schon beim Lesen der Regeln wird klar: WÜRFEL-LIGRETTO ist ein verdammt schlechtes Spiel. Die Testspiele bestätigten diese Annahme. Nun kann sinnfreies, hektisches Würfeln durchaus lustig sein. Ein schönes Beispiel dafür sind die WÜRFELWÖLFE von Haba (nur die obere Altersgrenze „bis 99“ stimmt nicht. Die Mitspieler müssen für die Rennerei um den Tisch noch einigermaßen rüstig sein). WÜRFEL-LIGRETTO ist hingegen lieblos konstruiert. Da die Startwürfel auch noch zufällig verteilt werden, sind noch nicht einmal gleiche Siegchancen gegeben. Wer viele gleichfarbige Würfel hat, wird diese deutlich schneller abwürfeln können als Mitspieler mit bunten Würfelmischungen. Schuld ist mal wieder die Binomialverteilung.
Karl-Peter Nos
Wenn ich hier gestehe, dass Ligretto – das Original! – unsere Nummer 1 ist, so bedeutet dies nicht den Spitzenplatz unter unseren Allzeitfavoriten. Doch immerhin haben wir schon einige Exemplare dieses Kartenspiels durchgeschrubbt und bis zum kaum mehr spielbaren Zustand beansprucht.
Nein, die Nummer 1 bezieht sich auf die Nummerierung unserer Spielesammlung. Zum 1. Januar 2003 beschlossen wir, alle Spiele mit durchnummerierten Karteikarten zu bestücken. Jede Partie wurde mit Datum notiert. So manches Spiel blieb bei wenigen Einträgen, doch hin und wieder füllten sich die Karten auch, bis Ersatz nötig wurde. Ligretto war also das erste Spiel, und es schaffte auch irgendwann genügend viele Partien bis zur vollen Karte. Ein anderes Beispiel hierfür ist Rasende Roboter. Mittlerweile haben wir die Karteikartenidee wieder aufgegeben, doch bis zur Nummer 500+irgendwas kamen wir immerhin. Wer in einer unserer letzten Verkaufsaktionen ein Spiel von uns erstand, könnte sogar eine dieser Karten im erstandenen Spiel vorgefunden haben.
Zurück zum gewürfelten Ligretto. Unsere Affinität zum Kartenspiel wurde sicherlich genügend eindringlich illustriert. Umso größer die Enttäuschung bei den ersten, und dann allen weiteren Tests mit Würfel-Ligretto. Beim Kartenspiel wird neben der Geschwindigkeit auch viel Aufmerksamkeit auf das Geschehen in der Mitte gelenkt: Legt jemand die 7, damit ich endlich meine 8 loswerde? Mit der gegebenen Kartenauslage muss man einfach fertigwerden.
Prädikat:
0 von 3 Würfeln Doch bei den Würfeln – man muss immer alle würfeln! – ändern sich die Voraussetzungen ständig, und es ist ferner ein Unterschied, ob man viele gleiche oder unterschiedliche Farben gezogen hat. Nein. Wir bleiben beim Kartenspiel. Das übrigens eigentlich mal wieder aus dem Regal gezogen werden könnte.
Kathrin Nos
Da Ligretto zu meinen absoluten Lieblingsspielen zählt, bin ich bei Würfel-Ligretto gleich mal hellhörig geworden! Aber das Ergebnis ist ja doch eher ernüchternd. Das Original ist und bleibt halt doch das Beste! 😉