Würfel Bingo ist mal wieder so ein komisches (ich vermeide hier absichtlich das vorbelastete Wort „nett“) Spiel, das eigentlich keine weitere Aufmerksamkeit bekommen dürfte. Schon als es 2007 erstmals erschien, wirkte es durchschaubar, interaktionsfrei und weitgehend langweilig.
Würfel Bingo ist aber auch so ein Beispiel dafür, dass sich Spielqualitäten nur schwer objektiv messen lassen. Dicke des Pappmaterials, Menge der Stretchgoals, strengste Limitierung oder bekannte Autoren, weltberühmte Grafiker, laufende Alea-Nummern – all diese quantitativen Kriterien können in die Irre führen. Würfel Bingo macht einfach süchtig und das seit Jahren. Wer dies nicht glauben will, kann dies gerne auf H@ll9000 ausprobieren. Ich spiele dort Monat für Monat im Turnier mit meiner offensichtlich unschlagbaren Strategie, in Spalten Straßen und in Zeilen Fünflinge zu sammeln. Monat für Monat scheide ich entweder in den Vorrunden aus oder lande auf einem der hinteren Plätze. Dies kann eigentlich nur an einer längeren Pechsträhne liegen.
Jetzt gibt es eine erweiterte Neuauflage von Würfel Bingo. Neben dem bekannten Spielplan mit 25 Feldern kann nun auch auf einem Quadrat der Größe 6 mal 6 gespielt werden. Die Grundregeln sind gleich geblieben: Einer schwingt zwei Würfel, und alle tragen die Summe des Ergebnisses irgendwo auf dem persönlichen Spielplan ein. Wenn der Plan nach 25 bzw. 36 Würfen voll ist, gibt es eine Auswertung.
Mit dem größeren Plan gibt es natürlich mehr Punkte. Interessant ist besonders die 6er Straße, die immerhin dicke 13 Punkte bringt und vergleichsweise einfach realisierbar ist. Gerne verrate ich hier meine neue unfehlbare Siegstrategie: In den Spalten und Diagonalen 6er Straßen und in den Zeilen Sechslinge zu sammeln bringt bis zu (2*2+2*6)*13 = 208 Punkte. Jetzt warte ich nur noch auf ein Update der Online-Turnierversion, um endlich zu beweisen, dass Würfelbingo einfach durchschaubar und deshalb in Wirklichkeit total langweilig ist. Wenige hundert Partien sollten dazu reichen.
Allein für die Variante mit 36 Feldern lohnt sich zwar kein Neukauf von Würfel Bingo. Das originale Grundspiel wirkt – wie so oft – etwas durchdachter, ausgewogener und knackiger. Aber sie ist eine Abwechslung oder mindestens ein guter Grund, um Würfel Bingo wieder neu zu entdecken.
Ach so, der Name Würfel Bingo ist zwar einprägsam, ich finde ihn aber immer noch irreführend. Außer, dass einer Zahlen ruft und alle etwas eintragen gibt es kaum Parallelen. Aber Titel wie Würfelkniffel wären wahrscheinlich noch unpassender.
P.S. Diesmal gibt es kein Bild, denn: optisch hat Würfel Bingo so überhaupt gar nichts zu bieten. Das ist kein Nachteil, da die Gestaltung funktional gut gelungen ist und so nichts vom Spielgenuss abhält und beim Spiel auch keine Ablenkung notwendig ist.
Prädikat: 2 von 3 Diagonalen