Zu viele Köche

Spielen macht hungrig. Treue Leser unseres Blogs erinnern sich gewiss an die mehr oder minder geglückten Versuche mit [cref sushizock-im-gockelwok], [cref heckmeck-am-bratwurmeck], oder [cref das-kleine-feinschmecker-quiz], Spielen und Kochen zu verbinden. Nun befasst sich Reiner Knizia mit dieser leckeren Seite des Spielens. Zu viele Köche ist ein typisch lockeres Ärger-Kartenspiel, bei dem es gilt, gleichzeitig eigene Punkte zu sammeln und die Mitspieler bei selbigem zu stören. Für diese Spielekategorie bin ich eigentlich immer zu haben, nur gibt es von ihnen bekanntlich schon sehr viele und sogar einige sehr gute. Bei jeder Neuerscheinung dieser Art stellt sich somit die Frage, ob sie sich wirklich genügend von ähnlichen Vorgängern unterscheidet.

„Zu viele Köche“ ist nun ein Kartenspiel ums Suppenkochen. Wie so oft werden reihum Karten gespielt und deren Werte aufaddiert. Wird dabei mit der Karte eines Spieler mindestens die Summe 10 erreicht, so kriegt dieser alle aktuell ausliegenden Karten. Nun sammelt jeder spezielle Kartensorten und versucht andere zu vermeiden. Wie immer komplettieren eine Reihe kleinerer Sonderregeln das muntere Hauen und Stechen.

Eine dieser Sonderregeln besagt, dass Peperonikarten schlecht für Gemüse-(hmm), Hühner-(schmatz) und Fisch-(igitt) Suppen sind. Nun, da bin ich anderer Meinung: In jede gute Suppe gehört eine ordentliche Portion Schärfe.

Einschub: Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mein super-chilli-scharfes vegetarisches Chillirezept einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen. Je nach Schärfe reicht es für sechs bis zwölf Personen. Man nehme:
Bild von Zu viele Köche

  • Einen 6 Liter Topf
  • Olivenöl
  • 4 Möhren
  • 4 Paprika
  • 1 Staudensellerie
  • 4 frische Pepperoni
  • 1 Zucchini
  • 3 Zwiebeln
  • 3 Knoblauchzehen
  • 1 kleine Dose Mais
  • 1kg frische Tomaten
  • 1kg Dosenbohnen (dem Aussehen wegen verschiedene Sorten – das Abtropfgewicht zählt)
  • 300g Kartoffeln
  • Salz (wenig)
  • Pfeffer (genügend)
  • Basilikum (nach Schnauze)
  • Oregano (nach Schnauze)
  • einge Lorbeerblätter
  • 2 große EL scharfes Chillipulver (das Zeugs aus den meisten Supermärkten taugt nichts. Lieber im Asiashop oder im Urlaub kaufen)
  • 2 große EL Kreuzkümmel (weil er so lecker riecht)
  • 2 EL Saure Sahne
  • zur Not Tabasco (falls das Chillipulver doch nicht scharf war)

Zunächst zerkleinert man alles Gemüse soweit möglich und lässt alle Flüssigkeit aus den Dosen abtropfen. Dann erhitzt man etwas Öl und lasse die Möhrenscheibchen 8 Minuten in ihm schmoren. Dann gebe man Paprika, Sellerie und Pepperoni hinzu und warte weitere 5 Minuten, bevor man die Zucchini, Zwiebel, Knoblauch und Mais folgen lässt. Nach weiteren 4 Minuten dürfen dann schließlich die Tomaten (braucht man nicht zu häuten), Bohnen und Kartoffeln auch mitschwitzen. Dazu kommen alle Gewürze und die Saure Sahne. Der Topf sollte nun randvoll sein. Der Eintopf muss nun nur noch 60 Minuten vor sich hinköcheln. Am besten lässt man ihn danach noch einige Stunden durchziehen, bevor er wieder erhitzt und zusammen mit frischgebackenen Weizentortillas (Rezept kann bei Kathrin erfragt werden) serviert wird. Den Tabasco gebe man erst unmittelbar vor dem Essen hinzu, falls das Chilli wider Erwarten zu lasch schmeckt. Idealerweise entfalten sich neben der Schärfe beim Essen eine Vielfalt weiterer Kräuter- und Gewürznuancen. Die Schärfe ist ähnlich dem Salz oder dem Öl mehr ein Geschmacksträger (ein recht dominanter).

Nur die wenigsten Gäste bei „Zu viele Köche“ mögen ein solches Geschmackserlebnis. Nämlich wenn ein Spieler ankündigt, eine Peperonisuppe zu kochen. Dann verschmähen sie aber Brühwürfel (und das ist realistisch, mein Rezept enthält auch keinen solchen).

So weit, so gut. Das Spiel als solches funktioniert und erfüllt auch alle Erwartungen an ein Karten-Ärgerspiel: Es dauert nicht zu lange, hat einfache und gut strukturierte Regeln, erlaubt ein paar taktische Kniffe und bietet eine Menge Ärgermöglichkeiten. Es wird sogar in einer modisch-feschen Blechbox verkauft. Nur, ich versuche es höflich auszudrücken: Das Kartendesign ist leicht versalzen. Wahrscheinlich war der Grafiker verliebt. Ich wünsche ihm gerne eine lange und glückliche Ehe. Aber: Warum erinnern die Hühnerkarten an Kartoffeln? Und wieso rauchen die Maiskolben Zigarre?

Bild von 1 von 3 Chillies
Prädikat
:
1 von 3 Chillies

Entgegen den Schachtelangaben würde ich „Zu viele Köche“ nur für drei oder vier Mitesser empfehlen. Zu fünft wird es ziemlich chaotisch und dauert zu lange. Zu zweit kann – aber will – man es nicht spielen. Insgesamt ist „Zu viele Köche“ durchschnittlicher Spielefastfood. Doch das ist nicht negativ gemeint. Als typische Fingerübung von Knizia lohnt sich ein Kauf durchaus. Nur wird es kein Dauerbrenner werden.

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