Zum Jahrgangswechsel

In dem Moment, in dem dieses Posting online geht, sind wir in Essen auf dem Weg zum ersten Tag der Internationalen Spieletage in die Messehallen. Am Stand 3-K102 der Fairplay sind wir während der Messe anzutreffen. Ein guter Zeitpunkt, um dem Jahrgangswechsel zu huldigen. Denn das Spielejahr beginnt in Essen. Sowohl das Spiel des Jahres als auch der Deutsche Spielepreis erstrecken sich über die Essen- und die Nürnberg-Neuheiten. Kleine Ausnahmen sind diejenigen Spiele, die im Sommer erscheinen. Doch „technisch“ betrachtet werden sie ja doch zu den Essen-Neuheiten gezählt und in den entsprechenden Listen geführt.

Zunächst ein kleiner Rückblick. Insgesamt 90 Spiele aus dem Jahrgang 2013/14 stehen in unserem Regal. Davon haben wir gut ein Viertel selbst gekauft, die anderen sind Rezensionsexemplare, die uns von den Verlagen zur Verfügung gestellt wurden. Etwa die Hälfte unseres Jahrgangsbestandes stammt aus Essen, das verbleibende Viertel aus Nürnberg. Zu diesen Spielen haben wir knapp 60 Rezensionen geschrieben, auf unserem Blog, in der Fairplay oder bei der Rhein-Neckar-Zeitung – hinzu kommen Kurzvorstellungen in den Messeberichten der Fairplay. Angesichts der weit dreistelligen Anzahl an Neuerscheinungen pro Jahr erscheint das wenig. Hier bei Das-SpielEn.de sind überdies etwa 15 Artikel zu älteren Spielen oder anderen Themen erschienen.

Was bleibt zum zurückliegenden Jahrgang zu sagen? Drei Dinge charakterisieren ihn:

1. Super Kartenspieljahrgang! Mit [cref abluxxen] haben wir einen exzellenten Gewinner von À la Carte. Viele weitere gute Kartenspiele wie Port Royal (früher: [cref handler-der-karibik]), ebbes, UGO!, [cref love-letter], Koryo, [cref kashgar], [cref skull-king] und vielen mehr ergibt sich ein abwechslungsreiches Angebot.

2. Wenige richtig gute Spiele im Bereich der Kenner- oder Spielerspiele (letztere im Anspruch oberhalb des Kennerspiels). Seinen Stammplatz in unserem Spieleregal behält [cref russian-railroads], das verdient den Deutschen Spielepreis gewonnen hat. Ansonsten bleibt nicht sehr viel Herausragendes.

3. Zusammenfassend kann man sagen: Viel Masse, wenig Klasse! Bestes Indiz: In der aktuellen Fairplay 109 blieben uns vor allem mittelmäßige Spiele zu rezensieren, und auch die lange verbuddelte Keule des Verrisses wurde mal wieder geschwungen. Und dabei macht es auch uns Rezensenten eigentlich mehr Spaß, gute Spiele zu beschreiben und sie den Leserinnen und Lesern ans Herz zu legen.

Und nun beginnt die Neuheitenflut des neuen Jahrgangs. Ein weiteres Mal wächst die Ausstellungsfläche in Essen – nachdem der Umzug in die neuen Hallen schon viele zusätzliche Quadratmeter brachte, wird nun die alte Halle 4 hinzugenommen.

Unsere Trend-Prognose: Die Neuheitenmasse vom vergangenen Jahr war keine Ausnahme-Erscheinung. Es flutet weiter.

Auch die Veränderung der Verlagslandschaft schreitet voran. Die Konzentration auf weniger große Vertriebspartner nimmt zu. Die neuesten Partnerschaften ist Asmodee eingegangen mit Queen Games und Days of Wonder. Auch Pegasus wächst und wächst, jetzt beflügelt durch den Gewinn beider Titel „Spiel des Jahres“ und „Kennerspiel des Jahres“. Durch Crowdfunding sprießen weitere kleine Verlage, auch von ihnen werden viele in Essen sein.

Einige alte Bekannte treffen wir in Essen wieder. Medina wird bei White Goblin Games neu aufgelegt. Leider wird dieser Verlag gar nicht in Essen sein. Bei Manila dürfen wir wieder als Piraten die Händler entern! Sankt Petersburg hat sein durch die Spieleschmiede im Crowdfunding finanziertes neues Gewand jetzt erhalten. [cref Fauna] wird mit Terra fortgesetzt. Carcassonne setzt seine Weltreise fort. Funkenschlag kleidet sich zum 10. Geburtstag in einer Deluxe-Ausgabe neu ein. Während Heads of State 2008 nicht sehr erfolgreich war, hoffen wir auf die redaktionelle Überarbeitung als Royals bei Abacusspiele. Ca$h & Guns können wieder bei Repos gezückt werden (ohne mich, das Spiel ging schon vor zehn Jahren nicht an mich heran…). Diese Liste lässt sich noch lange fortsetzen, etwa mit Uruk 2 als Nachfolger von [cref uruk] oder der Eisenzeit nach [cref im-wandel-der-zeiten-wuerfel].

Worauf ich neugierig bin (vollkommen zufällig gewählte Reihenfolge): Orléans von dlp-games, das neue Spiel von Martyn F, das Wiedersehen mit Heinrich Glumpler mit seinen Neuheiten aus der Edition Erlkönig, die Erweiterung zu [cref terra-mystica], die Hoffnung auf einen Geheimtipp bei den japanischen Spielen, King of New York, die neue Kuh-Reihe von Reinhard Staupe beim Nürnberger Spielkartenverlag, das neue „Spiel aus Timbuktu“ – Hellweg westfalicus – von Michael Schacht, die Charity-Spiele vom Österreichischen Spielemuseum. Und ich freue mich auf all die kleinen Begegnungen und Geschichten, die zu uns an den Stand der Fairplay kommen und beim Rundgang durch die Hallen warten!

Vermissen werde ich: Den dritten Teil der Kohle-Trilogie bei Spielworxx – dieser wurde auf 2015 verschoben. Und die Zeit, die uns fehlt, um Live-Berichte von der Messe zu schreiben. Das letzte Mal haben wir dies 2010 gemacht (Übersicht hier), aber seitdem wir in der Redaktion der Fairplay sind, ist es einfach nicht mehr zu schaffen.

In der nächsten Woche wird es zu einem feierlichen Moment kommen. Wir haben beschlossen, dem einen oder anderen Spiel die Krone aufzusetzen und die dritte Lorbeere zu verleihen. Welche es sein werden, wird noch nicht verraten, da hilft nur reinklicken am nächsten Donnerstag. Und in unserem Artikel übernächste Woche gibt es dann den Linken Stapel 2014.

3 Kommentare

  1. Nette Zusammenfassung! Danke schön!

  2. Danke, liest sich gut. Dass es im letzten Jahr wirklich viele gute Kartenspiele gab, ist tatsächlich aufgefallen. Komischerweise habe ich in Essen in diesem Jahr noch nicht viel gesehen, was ähnlich gut rüberkam. Habe allerdings noch eine ganze Reihe an Kartenspielen, die ich mal komplett durchspielen muss.

  3. Was mir beim zweiten Blick auf die Neuheiten auffällt: Vielleicht sind Zwei-Personen-Spiele ein Trend dieser Messe?

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