Treue Leser mögen sich erinnern: Im Rückblick auf Essen 2013 enthielt Der Linke Stapel auch einen Hit aus Japan. Ich zitiere mich mal selbst:
Machi Koro: Stellen Sie sich vor, es gäbe auf Catan keine Sechsecke und nur Geld, aber keine Rohstoffe. So ist es bei Machi Koro: Wer am Zug ist, würfelt. Dann vergleichen alle den Wurf mit ihrer Kartenauslage und bekommen neues Geld oder dürfen Mitspieler berauben. Mit dem Geld lassen sich neue Karten bauen. Ziel ist es, als Erster vier Spezialkarten zu besitzen. Ich wage es mal Machi Koro in einem Satz zusammen mit [cref love-letter] und [cref grimoire] zu nennen. Hoffentlich bekommt das Spiel eine größere Auflage und verliert dabei nicht seinen speziellen japanischen Charme.
Das Spiel hatte eigentlich nur einen ziemlich dicken Haken. Es war restlos ausverkauft, und wir hatten versäumt, uns ein persönliches Exemplar zu sichern. Meine Hoffnung auf eine Neuauflage war aber berechtigt. Jetzt erschien Machi Koro bei Kosmos. Die vielleicht beste Nachricht dabei ist, dass die Gestaltung des Spiels völlig unverändert blieb. Machi Koro ist damit auch auf Deutsch exotisch cool geblieben.
Das Spiel selbst ist wirklich einfach. Wer am Zug ist, würfelt zunächst mit einem Würfel. Dann schaut jeder in seiner Kartenauslage, ob die gewürfelte Zahl zu den eigenen Karten passt. Es gibt Karten, die nur Einnahmen bringen, wenn man selbst würfelt. Es gibt aber auch Karten, die immer Einnahmen generieren, und es gibt Karten, die es erlauben fremdes Geld zu stehlen, wenn jemand anderes die passende Zahl würfelt.
Dann darf der aktive Spieler ein Gebäude in Form einer Karte kaufen. Ziel ist es, vier spezieller Gebäude zu errichten, die aber auch Spezialfunktionen haben. Zum Beispiel erlaubt es der Bahnhof, von nun an alternativ mit zwei Würfeln zu würfeln. Dann zählt nur noch die Summe. Dadurch entsteht die interessante Aufgabe zu erkennen, wann es lohnt, auch Karten mit den Zahlen 7 bis 12 zu kaufen und ob sich die 1 überhaupt lohnt. In jedem Spiel kann diese Entscheidung anders aussehen. Manchmal ist es möglich, das Spiel allein mit einem Würfel zu gewinnen, manchmal lohnt aber auch ein früher Wechsel in die Binomialverteilung.
Schwere Entscheidungen gibt es bei Machi Koro kaum zu treffen, und eine Menge Glück muss jeder selbst mitbringen. Dafür macht das Spiel eine Menge Laune, denn ähnlich wie bei Siedler von Catan können alle Spieler bei jedem Würfelwurf mitbangen. Das Spiel kann unfair verlaufen und einen Spieler frühzeitig auf die Siegesbahn katapultieren. Mit viel Glück ist es aber auch möglich, im Endspiel noch aufzuholen. Da das Spiel auch nach 30 Minuten vorbei ist, bleibt immer Zeit für ein Da-Capo, das auch regelmäßig gefordert wird. Machi Koro ist eines der wenigen Spiele, die genau ein ganz klein wenig zu kurz sind und deshalb die Spieler so gerade eben ungesättigt am leergespielten Tisch sitzenlassen. Diese süchtig machende Lust auf Mehr schaffen nur ganz wenige Spiele zu erzeugen.
Nur für den unwahrscheinlichen Fall, dass Sie Machi Koro nicht selbst spielen werden und deshalb nicht die Möglichkeit bekommen, den komischen Namen zu entschlüsseln: „Machi“ ist japanisch für die Stadt und „Koro“ bedeutet würfeln. Wenn Sie also im Geschäft stehen und nicht mehr wissen, nach was Sie suchen: Fragen Sie einfach nach der komischen Wülfelstadt aus Japan. Das sollte reichen.
Prädikat: 2 von 3 Asiaten
Einwand nach zugegeben nur einer Partie Machi Koro: Ähnlich wie bei Siedler und anders als von Dir beschrieben habe ich doch meist gehofft, dass bestimmte Zahlen *nicht* kommen. Das ist aber ein weitaus negativeres Spielgefühl. Und die Unmenge an Gebäuden, die man sich zusammenkauft, fand ich unelegant. Möglich, dass wir schlecht gespielt haben. Auf wie viele Karten kommt Ihr denn gegen Spielende ungefähr?
Bin über die Rezension und Note etwas überrascht; Machi Koro war das erste Spiel seit langem, wo ich gleich nach der ersten Partie das Gefühl hatte, das muss ich nicht noch mal spielen. Dagegen bin ich gerade nach La Isla süchtig, von dem Du Dich in der Fairplay so enttäuscht zeigst.
Ist ja schon viel drüber geschrieben, geb noch meine persönliche Meinung fürs Spiel ab:
Super Spiel!
Erster Eindruck VOR dem Spielen:
Beschreibung klang für mich sehr verlockend, Verpackung wirkte Interessant, allerdings haben mir die Karten auf den Abbildungen nicht so gut gefallen, vom künstlerichen wirkt es eher wie Southpark, als wie man vielleicht teilweise die schönen Gemälde auf Magic-Karten etc. kennt. Ein Spiel sollte meiner Meinung nach auch eine schöne Atmosphere schaffen.
Meine Frau kaufte mir das Spiel. Die Verpackung wirkte nun sehr lieblich, die blaue Farbe vermittelt gleich eine gute positive Stimmung. Die Karten und Münzen sind recht hochwertig bzw. in ordentlicher Qualität – sollten also nicht zu schnell abgegriffen sein. Zwei Holzwürfel liegen auch bei.
Regeln „lernen“.
Das Spielprinzip ist schon nach dem Lesen der Verpackung klar und auch die Regeln sind nach einmaligem Durchlesen verstanden. Die Karten erklären sich auch alle selbst und das nicht mit zu viel Text und durch einfach verständliche Symbole. Ein ständiges Nachblättern nach den Regeln fällt demnach aus, einmal kurz erklärt haben auch neue Mitspieler das Spiel sofort verstanden.
Das Spiel.
Bereits nach der ersten Partie war ich begeistert. Wir haben zuerst zu zweit gespielt. Beide haben unterschiedliche Strategien angewendet und am Ende hat sich die eine davon (meine) doch als ertragreicher erwiesen. Als wir das Spiel zu viert gespielt haben, stellte sich schnell heraus, dass man bei unterschiedlicher Spielerzahl doch auch ganz anders rangehen muss.
Motivierend ist aufjedenfall, dass anfängliches Würfelpech sich später doch schnell wieder relativieren kann und zum Ende hin das Spiel sich auch schnell einmal drehen kann, je nachdem wie die Spieler agieren und wie strategisch diese auf evtl. Aufkaufen aller Gebäude eines Types reagieren. Ein Spiel dauert nicht allzulange, ich denke zwischen 15 und 30 Minuten circa, aber eher 30. Auch wenn man verliert hat man irgendwie immer ein gutes Gefühl, da man die ganze Zeit etwas „schafft“ und sich eben nach seiner Strategie und Möglichkeiten die eigene Stadt zusammenkauft /-würfelt. Der Glückfaktor ist schon recht hoch, aber man legt eben auch seine Strategie anhand der Wahrscheinlichkeiten aus. Die Karten sind meiner Meinung nach gut auf einnder abgestimmt und auch wenn ich glaubte, bereits zu Beginn eine sehr gute und einfache Strategie gefunden zu haben, musste ich feststellen, dass nicht jede Strategie gegen jede Strategie erfolgreich ist. Man muss sich also auch etwas am Gegner orientieren. Jetzt hab ich am Ende nicht viel Negatives zu berichten. Etwas schade ist vielleicht, dass sobald man seine Stadt in die „nächste Stufe“ bringt, also den zweiten Würfel zum Einsatz kommen lässt (was kein Muss ist), dass Spiel doch recht schnell um ist und man immer das Gefühl hat, dass man doch gerne noch weiterbauen würde, um das Spiel voll auszuschöpfen.
Die Kartenmotive sind am Ende gar nicht so schlimm wie ich anfänglich dachte, vermitteln eine „niedliche“ Comic-Charakter-Stadt auf dem Tisch – also auch hier bin ich doch zufrieden (ja, das Auge spielt ja auch im ästhetischen Sinne mit).
Kurzfassung:
PRO:
+ sehr einfache Regeln, Karten selbsterklärend
+ abwechslungsreich durch viele Strategiemöglichkeiten
+ Spiel dauert nicht zu lange (weniger Frust beim Verlieren)
+ Relativ handlich; das Spiel passt auch in die Handtasche meiner Frau
+ Karten sind schnell vor oder nach Spiel sortiert und gut gegliedert (farblich)
+ trotz des „Stehlens“ von Geld beim Gegner entsteht nich zu große Rivalität, da man sich doch mehr auf seine Stadt konzentriert
+ Anfängliches (Würfelpech) relativiert sich im Laufe des Spiels meißt
+ Kein langes Warten auf eigenen Zug – die Züge bestehen stets aus Würfeln und dem Bauen eines Gebäudes. Auch wenn der Gegner würfelt enthält man bei vielen Karten Geld.
+ Irgendwie vermittelt die Verpackung in echt mit diesem süßen blau schon eine sehr knuffige, atmosphärische, positive Stimmung
CONTRA:
– da das Spiel im späteren Status sehr schnell enden kann, hat man oft das Gefühl „ach gern hätt ich doch mal noch dies und das gebaut“
– kurzes Sortieren der Karten vor oder nach dem Spiel notwendig (da die Karten aber farblich gegliedert sind, geht es doch in einer halben bis einer Minute von statten)
– nur einsprachig (Symbolkraft ist stark, aber sollte man mit nicht deutschsprachigen Spielern spielen, muss man doch zunächst einige Karten erklären, da nicht alle Karten durch Symbole verständlich sind)
Besonderheiten:
Man spielt gänzlich „offen“, jeder Spieler hat stets Einblick auf die ausgespielten Karten des Gegners, dessen Geldbetrag und niemand hat Karten auf der Hand.
Alle Karten liegen aufgedeckt auf dem Tisch und könnten von jedem gesehen und gekauft werden.
Für mich ist das ein absolut genlungenes kurzweiliges Spiel, bei dem man gern auch mal 2-3 Partien an einem Abend spielt. Macht immer wieder Spaß, da es gerade am Anfang immer wieder motiviert andere Strategien auszuprobieren.
So, also von mir absolute Kaufempfehlung für jeden Gelegenheitsspieler, der auch gern mal ein neues Spiel zu Freunden oder Familie schleppt, da schnell erklärt und einfach verständlich.
Wer ein hochkomplexes Spiel erwartet wird hier jedoch evtl. enttäuscht sein, wobei man doch auch immer wieder anhand von eigenen Wahrscheinlichkeitsrechnungen (oder vielmehr Überschlagungen im Kopf) neue Strategien versucht.
Der Schreiber des Beitrages spielt zum Beispiel auch gern: Siedler von Catan, Magic the Gathering, Risiko, klassisch auch Schach, Kalaha, Poker, Skat, Durak und vieles mehr (soll als ein „Spieler, die Machi Koro spielen, spielen auch…“ dienen, zur Orientierung) 😀